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Normalerweise würde jeder Mentalcoach davon abraten, sich vor einem Match das Verlieren vorzustellen. Es geht ja schließlich darum, sich mit positiven Affirmationen auf den Sieg einzustimmen. Und wir wissen ja, dass wir real werden lassen, was wir uns vorstellen. Und unser Gehirn versteht keine Verneinung. Also müssen wir immer ans Gewinnen denken.
CJ Wileys Weisheiten
Kürzlich las ich auf Facebook einen Beitrag von C.J. Wiley, Ex-Profi, Zocker und heute sowas wie ein Trainerguru in den USA. Er schreibt immer wieder inspirierende Beiträge oder erzählt alte Geschichten aus seiner Karriere. Unvergessen auch seine Krokodil-Lederjacke als Coach des US-Mosconi-Cup-Teams 2012…
Vor einem Match die Niederlage vorstellen
Jedenfalls schreibt Wiley in seinem Beitrag, er habe sich immer vor entscheidenden Spielen die Niederlage vorgestellt. Indem er das gemacht hat und in seiner Vorstellung die Niederlage überlebt hat, hat er ihr seinen Schrecken genommen, konnte den Druck abbauen und dann freier aufspielen.
Ich kenne das: Ich bin in wichtigen Matches oft ausschließlich auf Gewinnen/Verlieren konzentriert und nicht auf die aktuelle Tätigkeit des Spielens. Und so sehr man sich auch das Gewinnen vorstellt, die Idee der Niederlage schleicht sich immer wieder in die Gedanken. Kürzlich habe ich vor einem Satz gegen einen guten Gegner die Niederlage visualisiert, mir vorgestellt, dass ich auch danach weiterleben werde und auch wieder gut Billard spielen werde, und siehe da: Ich war entspannter und konnte im entscheidenden Moment locker aufspielen und den Satz gewinnen.
Aber ist das nicht gefährlich?
Übrigens müssen sich die Ideen nicht widersprechen, dass 1. eine Visualisierung dazu führt, dass das Visualisierte eintrifft, und 2. sich eben die Niederlage vorzustellen. Es geht eben darum, sich nicht die reine Niederlage vorzustellen, sondern, was diese Niederlage mit einem macht (nämlich nichts Schlimmes), und dass das Leben danach weitergeht.
Was wir an der Niederlage so fürchten, ist, dass wir unser Gesicht verlieren, unser Selbstwertgefühl, dass die Niederlage etwas Grundsätzliches über uns aussagt. Und das ist falsch. Wenn zwei sehr gute Spieler aufeinander treffen, muss einer verlieren. Egal, wie gut er ist. Die besten Profis verlieren in einer Saison vielleicht 30-40 Prozent ihrer Spiele. Weltmeister fliegen in der ersten Runde einer Eurotour raus. Verlieren gehört für die besten des Sports dazu. Warum sollten dann wir „normalen“ Spieler Angst davor haben?
Ja, so ist das mit den eigenen Erfahrungen. Habe selten einen größeren Schwachsinn als diese Theorie von CJ Wiley gelesen. Kann man nur mit dem Kopf schütteln, aber immerhin ist es Amüsant zu lesen 😉
SG, Florian
Hi Florian, ungewohnt harsche Worte. Hast Du außer dem Wort „Schwachsinn“ noch Argumente für Dein Kopfschütteln zu bieten?
Wenn ich ehrlich bin fällt mir außer „Schwachsinn“ nichts anderes ein 🙂 jeder der sich nur im Ansatz einmal mit Sportpsychologischen Fragen, gerade bei Koordinationssportlern, beschäftigt hat wird hier die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Viele Weltklassespieler haben für dieses „Konzept“ nur ein müdes lächeln übrig 😉
Sorry, auch das sind nur Behauptungen 🙂