This post is also available in English.
An jedem Liga-Spieltag oder bei Hausturnieren kann man gestresste, unzufriedene Spieler sehen, die eigentlich mehr von sich erwarten – und wenig dafür tun, besser zu spielen. Dabei ist alles so einfach.
Wenn Du meinen Newsletter abonniert hast, dann hast Du von mir eine Willkommens-Nachricht erhalten, in der ich Dich bitte, mir Dein größtes Problem als Billardspieler zu beschreiben. Oft erhalte ich daraufhin sehr konkrete und detaillierte Antworten:
- mein Stoßablauf ist nicht einheitlich
- ich sehe Winkel nicht
- mein Zielsystem haut nicht hin
- immer wenn ich führe, verliere ich
Wenn ich dann frage, „wie oft übst Du die entsprechende Sache denn?“, folgt… Funkstille.
Es ist ganz einfach: Wenn Du etwas besser beherrschen möchtest, dann musst Du es üben. Zum twittern anklickenDie meisten Billardspieler „üben“, indem sie (zwischen ein paar Mal pro Jahr bis zu ein paar Mal pro Woche) mit einem Kumpel oder Vereinskamerad spielen. Manchmal wird mitgezählt, manchmal nicht, aber fast immer wird einfach gespielt. Und das machen sie dann jahrelang, obwohl sie wissen, dass es zu keiner wirklichen Verbesserung führt.
Das hat wenig mit Üben zu tun. Wer würde auf die Idee kommen, es als „lernen“ oder „üben“ zu bezeichnen, wenn einen ein Klavierlehrer einfach ans Klavier setzen würde und sagte: „Spiel mal!“ Und sich dann erst mal einen Kaffee holen würde und seine Tante anrufen. Oder Wäsche waschen.
Üben heißt, wiederholt die Sache zu tun, die man verbessern möchte. Und zwar konzentriert, mit Mut zu scheitern, aufmerksam, experimentell, an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit. Ausprobieren, scheitern, weiter probieren, besser werden, weitermachen, wieder schlechter werden, trotzdem weiter machen, eine neue Erkenntnis gewinnen…
Was wir von Kleinkindern lernen können
Wie lernt ein kleines Kind laufen? Liest es Bücher übers Laufen? Diskutiert es in Internet-Foren oder auf Facebook über die richtige Lauftechnik? Beobachtet es andere Kinder, die schon laufen können, und sagt sich: „So gut wie die werde ich eh nie laufen können – will ich aber auch gar nicht.“?
Nein, das Kleinkind krabbelt, dann zieht es sich an einem Tischbein hoch und lernt erst mal stehen. Dann, irgendwann, kommt der erste zögerliche Schritt – bevor es auf den Arsch fällt. Und so geht es dann weiter: Ausprobieren, auf den Arsch fallen, aufstehen, weiter probieren, mehr Schritte machen, öfter auf den Arsch fallen usw. Und am Ende können wir laufen.
Scheiß auf Talent
Ein weiterer schöner Aspekt des Kleinkind-Beispiels: Jeder kann laufen. Man braucht dazu kein Talent, obwohl es eine verdammt anspruchsvolle Tätigkeit ist. Das einzige was es braucht, ist regelmäßige Übung. Talent ist ein Mythos, der uns davon abhält, unsere Träume zu verwirklichen. Zum twittern anklicken
Also, erzähle nicht, Du hättest nicht genug Talent, um die 100 im 14/1 zu schießen, um besser anzustoßen oder besser zu jumpen. Das einzige, was Du brauchst, ist richtiges Training.
Die gute Nachricht: Du hast alles, was Du brauchst, um der Billardspieler zu werden, der Du willst.
Die nicht schlechte, aber anstrengende Nachricht: Es bedeutet Arbeit.