This post is also available in English.
- 33shares
- Facebook33
Heute habe ich im hochgeschätzten Berliner Tagesspiegel zum bestimmt 20. Mal von Snooker als der „schwierigsten“ Billarddisziplin gelesen. Ich kann es nicht mehr hören!
Um es vorweg zu nehmen: Ich habe Respekt gegenüber allen Snookerspielern und schätze das Spiel sehr. Ich weigere mich nur, jedesmal diese Mär vom schwierigsten Billardspiel zu hören. Ich weigere mich, als gestandener und erfahrener Pool-Billard-Spieler abschätzige Blicke oder Kommentare („Ach… nur Pool-Billard?“) von Snooker-Spielern entgegenzunehmen, die gerade mal seit einem halben Jahr wissen, wo beim Queue vorne ist. Oder noch besser, von Snooker-glotzenden Couch Potatos, die noch nie ein Queue in der Hand hatten, aber genau wissen, das beim Pool ja alles ganz einfach ist.
So, jetzt ist der Dampf abgelassen und wir können anfangen, die beiden Spielarten zu vergleichen. Woher kommt die Einschätzung, Snooker sei die schwierigste Billarddisziplin? Ganz klar daher, weil es in keiner anderen Billardart schwieriger ist, eine Kugel zu versenken (Pyramide-Spieler werden ggf. murren). Die Taschen sind kleiner, der Tisch größer, die Ecken abgerundet, das alles hat Rolf Kalb ja schon x-mal heruntergebetet. Und für den Laien ist Lochen nun mal alles, also Snooker = schwierigste Disziplin. Das ist so ähnlich, wie beim Schießen die Schnellfeuerpistole mit Tontaubenschießen zu vergleichen, weil bei der einen Disziplin ist vielleicht das Ziel kleiner, dafür bewegt es sich bei der anderen, aber die Waffe streut ja auch… (Ich verstehe nichts vom Schießen.)
Anhänger dieser Denkweise begehen den Fehler zu glauben, es gäbe in einer Sportart ein absolut messbares Optimum, eine klar definierbare Höchstleistung, die zu erreichen in der einen Variante eben leichter ist als in der anderen. Weit gefehlt! Ein Spiel ist immer so schwer, wie ich es beherrsche oder auch nicht. Es gibt kein Optimum, es geht immer noch besser. Der Schwierigkeitsgrad hängt immer ab von meinem Können und dem meines Gegners.
Manches beim Snooker ist auch viel leichter, zum Beispiel Save zu spielen, weil ja alle Bälle so schwer zu lochen sind. Da ist ein verschossener Ball ja gleich ein Save! Shot-to-nothing, so etwas kennen wir im Pool nicht. Oder die Dauer einer Aufnahme: Im Snooker müssen die Profis maximal 36 Bälle am Stück schießen, im Pool sind es manchmal bis zu 150 Bälle, das ist eine Stunde Spiel am Stück, ohne die Konzentration zu verlieren.
Ich möchte nicht im Umkehrschluss behaupten, dass Pool-Billard doch das schwierigere Spiel sei. Sie lassen sich nicht vergleichen, weil es andere Spiele sind. Beide Spielarten sind Billard, doch sie unterscheiden sich technisch und taktisch. Nicht ohne Grund können gute Snooker- oder Pool-Spieler in der jeweils anderen Disziplin gut mithalten (und nicht ohne Grund können sie die ganz großen Erfolge in der Fremddisziplin dann doch nicht einfahren).
Snooker ist ein tolles Spiel, Pool auch (und natürlich auch Karambol, Kegelbillard, Pyramide und alle anderen Disziplinen, die ich nicht kenne). Jede Disziplin ist auf ihre Art schwer und anspruchsvoll. Also bitte, lieber Tagesspiegel, bitte, bitte, lieber Rolf Kalb, bitte bitte bitte erzählt nicht immer, das Snooker die anspruchsvollste Billard-Art sei! Ich stehe gerne jedem Journalisten des Tagesspiegels für Fachgespräche zur Verfügung.
- 33shares
- Facebook33
Hey Patirick,
vielen Dank für diesen Artikel. Nicht nur sehr unterhaltsam geschrieben und auf den Punkt gebracht sondern auch eine – wie ich finde, viel zu seltene – Kritik an diesen ganzen Mediengequassel. Statt ordentlich zu Rechercheiren wird nur noch Copy & Paste von irgendwelchen Websiten abgedruckt. Klar, dank Eurosport & Co. ist Snooker mittlerweile in punkto Wahrnehmung als DIE Billardsportart überhaupt gewachsen aber eine kritische Auseinandersetzung mit dem Sport an sich (und auch vielen anderen Themen), kann Mensch anscheinend von den Medien nicht erwarten.
Mit lieben Grüßen aus Neukölln und weiter so
Uta
Hi Uta,
danke für Deinen Kommentar. Ich finde Snooker übrigens echt super – aber eben nicht besser oder anspruchsvoller als Pool. Wir haben Rolf Kalb viel zu verdanken, leider denken eben viele, dass nur Snooker eine anspruchsvolle und spannende Sportart ist. Wenn man Pool so professionell präsentieren und über 10-15 Jahre konsequent senden würde, wäre es bestimmt auch eher als Sport anerkannt. Leider kommen Pool-Übertragungen kaum über ein, zwei Stunden bei DSF hinaus, in denen das gesamte Turnier zusammengefasst wird und alle fünf Minuten auf das Mörder-Handygame verwiesen wird. Das will nicht mal ich sehen…
Hi Patrick,
hast Recht geht mir auch auf die Nerven. Meine Meinung ist das Rolf Kalb selber keine 10 Stunden an einem Snookertisch gespielt hat und deshalb auch nur bedingt Ahnung hat. Bin sowieso für jüngere bzw. Doppelmoderation (inkl. Spielerfahrung)! Ich glaube nicht das man z.B. Billard-Artistique einfach so aus dem Handgelenk zaubert ansonsten einfach mal ran Ihr Snookerprofis 😉
Jedes Spiel hat seine Herausforderung und damit auch seine Könner!
Gruß Christian
Hi Christian, habe deinen Kommentar eben erst gesehen. Doppelmoderation ist eine gute Sache, finde ich auch eine gute Idee. Rolf Kalb hat viel für Snooker in Deutschland getan, aber in diesem Punkt liegt er falsch. Und mittlerweile beten es alle Snooker-Couch-Potatoes nach… 😉 Egal, gut Stoß auf jeden Fall!
Oh bitte, bitte ihr-eureren-rolf kalb bitte bitte ablösen. Sch-e-warz – wie bei dö-sche-wo
und sch-e-wierig und be-lau etc …….bitte mal einen (vielleicht) ex oder Profi.Gibt es ja schon ab und zu mal.Aber kalb macht mich echt fertig. Bittte mal öfter andere oder – fällt mir gerade ein: gar keinen!!!! Wenn ich beim Billard zuschaue quatscht mich ja auch nicht einer dauernd voll
Sehe ich ganz genau so. Bin allerdings der falsche Ansprechparter, müsstest Du direkt an Eurosport weitergeben. Ich fürchte allerdings, er hat einen Posten auf Lebenszeit 🙂