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Ach, was ich schon alles über Billard gehört habe. Immer wenn ich erzähle, dass ich Billardspieler bin, werden mir die Klischees um die Ohren gehauen. Hier meine Top 6 🙂
Platz 6: Man kann Frauen damit beeindrucken
Tja, wer von uns hat nicht den feuchten Traum, am Billardtisch den bösen Buben abzuzocken, während wir gleichzeitig von den Ladies angehimmelt werden? Also ich schon. Ich würde lügen, wenn ich leugnen würde, dass das mit 14 meine Hauptmotivation war, in einen Billardverein einzutreten.
Tja, es stimmt schon, ich habe in über 20 Jahren schon mal Anerkennung von begeisterten Zuschauerinnen für mein Billardspiel bekommen – so ca. alle fünf Jahre. Irgendwann bist Du vielleicht wirklich ein guter Spieler; das ändert aber nichts daran, dass durchschnittliche Billardsalons und Vereinsheime in Deutschland eine Männerquote von vielleicht 90% haben. Sorry, mein Freund, wenn Du Frauen beeindrucken willst, solltest Du lieber Yogalehrer werden oder Haus-Poet in einem veganen Café in Kreuzberg.
Platz 5: Man zockt Leute ab
Ja, da hat jeder die verrauchte Kaschemme vor Augen, in der windige Gestalten tagelang Haus und Hof verzocken. „Haie der Großstadt“ und „Die Farbe des Geldes“ lassen grüßen, aber wohl auch „Ein Fall für zwei“ und jeder Tatort, in dem mal ein Billardtisch zu sehen ist.
Die Wahrheit sieht anders aus: Zwar gibt es durchaus Leute in Deutschland, die um Geld Billard spielen. Die meisten guten Spieler hingegen spielen Billard im Verein, spielen in einer Mannschaft und auf Einzelturnieren im ordentlich organisierten Verbandssport. Das sind dann keine verrauchten Kaschemmen, sondern Vereinsheime oder Billardsalons, wo nicht geraucht wird und die Spieler sich in einer Modemischung aus Konfirmandenschick und Golf-Style in schwarzer Hose und Polohemd im sportlichen Wettstreit messen. Also eher Steve Urkel statt Tom Cruise.
Platz 4: Man rennt immer mit Frack und Fliege rum
Das Gegenteil vom Kneipenklischee: Wir sind immer mit Frack, Kummerbund und Fliege unterwegs. Ok, im Snooker ist die Weste immer noch Pflicht. Da haben aber auch schon die wildesten Fußballer-Frisuren Einzug gehalten, und im Pool-Billard ist eher die bereits oben zitierte schwarze Anzughose und ein mehr oder weniger geschmackvolles Poloshirt die Regel. Kann man jetzt so oder so finden – ich finde es so.
Platz 3: Schlechte Spieler reißen das Tuch auf
Louis de Funès ist Schuld daran, dass Tausende Billard-Anfänger ängstlich am Billardtisch herumzucken, in Sorge, „den grünen Filz“ zu beschädigen. In Wahrheit schleifen die Profis beispielsweise beim Anstoß ihre Queues übers Tuch, dass der alte Louis blass werden würde. Moderne Billardtücher sind so robust, dass man sie wirklich nicht aufreißen kann. Es sei denn, es ist schon seit zehn Jahren nicht mehr gewechselt worden, und dann hat der Betreiber nichts anderes verdient.
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Platz 2: Man macht Trickstöße und verrückte Verrenkungen
Jeder Amateur, der etwas auf sich hält, meint, mindestens einen Stoß pro Spiel hinter dem Rücken spielen zu müssen. Alles wird über Bande gespielt, Kugeln gegen andere Kugeln geknallt und wenn dann zufällig mal was fällt, hat man das natürlich gewollt.
In Wahrheit wird Billard immer unspektakulärer, je besser es gespielt wird. Profis sind so gut darin, sich die Weiße perfekt hinzulegen, dass sie im Idealfall immer einfache Stöße daliegen haben. Und überhaupt ist ihre Technik so ausgereift, dass sich außer ihrem Arm kaum etwas bewegt. Perfektes Billard hat mit Trickstößen und Verrenkungen so viel zu tun wie Politik mit Donald Trump: ist unterhaltsam, kommt aber nichts Gutes bei raus.
Platz 1: Man muss gut in Mathe und Physik sein
Das ist echt immer der erste Spruch, den ich höre: Du spielst Billard? Da bist Du doch sicher total gut in Mathe oder, wegen den Winkeln und so? Das ist, als würde man von einem Koch annehmen, er wäre ein guter Chemiker. Der Vergleich passt auch insofern, als dass Zusatzwissen in diesen Bereichen nicht schadet, aber keineswegs nötige Voraussetzung ist. Im Gegenteil: Man muss nicht mal im Allgemeinen besonders schlau sein, um gut Billard zu spielen.
Gutes Billard kommt daher, dass der Körper von alleine weiß, was er tun muss. Viele Profis könnten Dir nicht erklären, was sie da gerade richtig machen. Oder sie könnten es erklären, aber kein Mensch außer ihnen würde es verstehen. Deshalb sind auch die meisten Trainings-Videos von Profis weniger nützlich, als Du denkst.
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Immer wieder eine Freude und sehr unterhaltsam, Deinen Blog zu lesen!
la gòn kráb
Oetti, Berlin
Danke!