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Ich habe schon einmal über Billard und Meditation geschrieben. In meiner heutigen Meditation mit Headspace ging es darum, dass es eigentlich kein ich, du, wir, die gibt, sondern einfach nur „this“ – das hier, die aktuelle Situation. Das Konzept ist ein bisschen zu ungewohnt und komplex, um es hier detaillierter auszuführen, aber ein Satz hat mich inspiriert, es auf Billard anzuwenden: Keine Situation, kein „this“, gehört einer Person. Erst durch die Gesamtheit aller Beteiligten, durch die Einheit von allem entsteht die Situation:
Ein Gespräch ohne Gesprächspartner ist kein Gespräch.
Angeln ohne Fische ist nicht Angeln.
Ein Billardmatch ohne Gegner ist kein Match.
Ohne Gegner kein Match
Das greift einen Gedanken auf, den ich schon öfters formuliert habe und der unsere übliche Wahrnehmung von Gewinnen und Verlieren auf den Kopf stellt: Es braucht den Gewinner und den Verlierer gleichermaßen, um ein Match überhaupt erst möglich zu machen. Beide, Gewinner und Verlierer, tragen einen gleichwertigen Teil dazu bei, das Match zu erschaffen. Bevor Du den Arzt rufst oder Dich kopfschüttelnd wieder Katzenvideos auf Youtube widmest, lasst mich den Gedanken weiter ausführen.
Die Ureinwohner Nordamerikas ehrten die Tiere, die sie gejagt hatten, dafür, dass diese sich für sie opferten, damit sie leben konnten. Meine Idee ist es, sich als Gewinner innerlich beim Verlierer zu bedanken, dass er den Sieg möglich gemacht hat, indem er die andere Rolle übernommen hat. Nicht von oben herab, sondern aus echter Dankbarkeit und Freude am Spiel. Denn beim nächsten Mal könnten wir ja schon der Verlierer sein. Und der Verlierer sollte ebenso dankbar sein, dass der Gewinner ihm zur Verfügung stand, um dieses Match zu spielen. Auch als Verlierer eines Matches kann ich gewinnen: an Erfahrung, Spannung, Spaß daran, sich mit einem ebenbürtigen Gegner messen zu können. Wenn ich ein Match gegen einen starken Gegner knapp verliere, mein bestes Billard gespielt habe, alles aus mir herausgeholt habe, worüber muss ich mich dann ärgern? Heute habe ich die eine Rolle eingenommen, die zur Erschaffung der Situation namens „Match“ notwendig war, morgen oder schon im nächsten Match nehme ich wieder die andere Rolle ein.
Ist das alles nur esoterischer Hokuspokus, um sich Niederlagen schön zu reden? Nein. Wenn ich die destruktive Komponente aus Sieg (Triumph, Demütigung des Gegners) und Niederlage (Schwäche, Schmach, Unterwerfung) herausnehme und meinen Gegner als einen Partner begreife, der mir das Spiel überhaupt erst ermöglicht, kann ich mich ganz auf das Spiel selbst konzentrieren, werde es mehr genießen und besser spielen. Ich brauche keine Angst vor der Niederlage haben und auch keine Gier nach dem Sieg. Denn wovor wir Angst haben, das ziehen wir an, und wonach wir gierig sind, das stoßen wir ab. Ohne Angst und Gier kann ich einfach mein bestes Billard spielen und das Spiel genießen.
Höre auf, deine Gegner zu hassen
Ich brauche meinen Gegner auch nicht mehr zu hassen, was ich immer wieder sehe. Viele Spieler begegnen ihrem Gegner betont unfreundlich, wortkarg, lächeln nicht, weil sie glauben, dadurch den Gegner zu beeindrucken oder sich selbst „hart“ zu machen, um danach den Gegner zu vernichten. Je nach Grad der Aggression und schauspielerischem Talent des Spielers versaut das entweder die Stimmung am Tisch oder wirkt unfreiwillig komisch. Was mir schon Gegner beim Handschlag die Finger zerquetscht haben oder mit ihrem unerbittlichen Blick Löcher in den Schädel gebrannt… Das bringt alles gar nichts, wenn sie danach vor lauter „Gegner sein“ keinen Ball mehr treffen.
Ich habe mich immer gefragt, wie sich Fußballer im Bundesliga-Match „hassen“ können, nur um sich eine Woche später im Nationaltrikot in die Arme zu fallen, wenn ein Tor fällt. Klar, das ist „professionelles Hassen“, auf 90 Minuten begrenzt und hat mit echtem Hass erst einmal nichts zu tun. Aber wie oft eskalieren Auseinandersetzungen auf dem Spielfeld, werden hier kurzfristige Rivalen zu echten Feinden oder Angstgegnern, wenn eigentlich doch beide das gleiche tun: gerne einem Ball hinterherlaufen und dagegentreten.
Also, versuche in Deinem nächsten Match doch einmal, Deinem Gegner nicht nur mit Respekt, sondern mit echter Dankbarkeit und Verbundenheit zu begegnen. Du musst es übrigens nicht aussprechen. Innere Dankbarkeit reicht, denn falls er diesen Beitrag nicht gelesen hat, könnte er denken, Du hast einen an der Waffel! 🙂 Wage das Experiment und lasse mich wissen, wie es gelaufen ist!
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hi patrick, wieder eine gute Idee, die du hier verbreitest: ich scheitere immer wieder (wie viele andere ganz bestimmt auch) an doofen wenig hilfreichen gedanken, ausgerechnet beim Stoß (oh mann) und die Konkurrenz mit dem Gegner spielt da natürlich auch mit hinein. Es gibt ja auch den schönen Satz: mit dem Vergleichen beginnt das unglück. Wenn ich also den Konkurrenzdruck rausnehmen kann und das spiel genieße komme ich bestimmt weiter. werde ich versuchen
Ja genau, schönes Zitat dazu. Wenn Du noch Erkenntnisse dazugewinnst, sag Bescheid! Viel Erfolg.